„Als mein Vater ein Busch wurde und ich meinen Namen verlor, wohnten wir woanders. Dort konnten alle ohne Mühe meinen Namen, in dem vier Ks vorkommen, aussprechen. Wo ich jetzt wohne, können die Leute das nicht. Deshalb sage ich jetzt erst mal, dass ich Toda heiße“, so beginnt die Geschichte der kleinen Toda. Bis der Krieg in ihrem Land ausbricht, lebt sie glücklich mit ihrem Vater zusammen. Doch dann muss er fort, um die einen gegen die anderen zu verteidigen. Er muss lernen, wie man ein Busch wird, um sich zu tarnen. Als es zu Hause zu gefährlich wird, schickt die Großmutter Toda auf die Reise. Sie soll allein über die Grenze ins Nachbarland zu ihrer Mutter. Dabei weiß sie nicht einmal, wie eine Grenze aussieht. Auf dem abenteuerlichen Weg dorthin trifft Toda auf verschiedene Menschen: einen geldgierigen Schlepper, eine überforderte Erzieherin, Kinder, die ihr Spielzeug herschenken sollen und einen Kommandanten, der nicht kommandieren kann.
In der Inszenierung des Theaters Waidspeicher mischen sich Erzählen, Kreidemalerei, Schau-, Puppen- und Schattenspiel. Im intimen Rahmen, in dem die Zuschauer*innen beinahe auf der Bühne sitzen, können sie diese mitgestalten und in einzelnen Szenen selbst zu Akteur*innen werden. Kathrin Blücherts vielschichtige Darstellung dieser starken jungen Heldin lädt zum Mitfiebern und Mitfühlen ein.
Seit der Premiere 2016 läuft das Stück mit großem Zuspruch, es war u.a. eines von fünf deutschlandweit ausgewählten Kindertheaterstücken, das als besonders bemerkenswerte Inszenierung zum bundesweiten Festival des Theaters für junges Publikum AUGENBLICK MAL! im April 2017 nach Berlin eingeladen war. Die Festivaljury schrieb in ihrer Begründung für die Auswahl: „Joke van Leeuwens Kinderbuch von den Erlebnissen der kleinen Toda, die mittels teuer bezahlter Schlepper vor heranrückenden Kriegshandlungen in Sicherheit gebracht werden soll, ist bereits 2012 aus dem Niederländischen ins Deutsche übersetzt und mehrfach für Kinder- und Jugendtheaterbühnen adaptiert worden. Die überzeugendste Inszenierung gelang dabei dem Erfurter Theater Waidspeicher. [...] Mehrfach gibt die Inszenierung den Kindern Gelegenheit, sich am Fortgang des Geschehens zu beteiligen, direkten Bezug zur eigenen Lebenswirklichkeit herzustellen. Und dabei etwas zu erproben, was man Empathie nennen könnte. Derzeit dringend nötig.“
Nach jeder Vorstellung findet ein Gespräch mit der Puppenspielerin Kathrin Blüchert und/ oder der Regisseurin Susanne Koschig statt, in dem Fragen und Meinungen zum Stück mit den Kindern besprochen werden. Hier erfahren Kinder auch Hintergründe zur Stückentstehung. Die Erfahrungen aus diesen Gesprächen zeigen, dass nicht nur jüngere Kinder fasziniert sind von dem spannenden Abenteuer, das die kleine Toda erlebt. Interessant ist, dass vor allem die Jungen Todas Mut bewundern. Die Gespräche eröffnen die Möglichkeit zu Verständnis und Mitgefühl mit Kindern, die ihr zu Hause verlassen müssen und damit auch gegenüber geflüchteten Kindern in der eigenen Klasse bzw. Schule.Bei allem Ernst des Themas sei erwähnt, dass das Stück nicht schwermütig daher kommt, dass es gut ausgeht und man an einigen Stellen auch lachen kann.