950 - Die Zahl lässt aufhorchen, aber sie erschreckt nicht mehr. Sie war absehbar und bis zum Schuljahresende 2017/2018 wird sie mit Sicherheit noch steigen. Schule in Thüringen macht krank, das ist das Bild, was wir damit auch nach außen vermitteln. Kommen auch deshalb kaum junge Lehrer? Angst vor Überforderung, krankmachenden Faktoren?
Die Ausmaße der krankheitsbedingten Ausfälle sind allen bewusst, Unterrichtsausfall in Größenordnungen, Wegfall von Ganztagsangeboten, Lehrer, Erzieher und Sonderpädagogische Fachkräfte ersticken in Bürokratie und Dokumentationswahn, die Kinder sind anders geworden ... und wir älter.
Die LINKE-Landtagsfraktion will 1/3 der geplanten 9,2 Millionen Euro finanziellen Mittel, die als Schulbudget vorgesehen sind, in die Pädagogengesundheit investieren. Das klingt spannend, aber es bedarf auch eines konkreten Umsetzungsplans. Wir als GEW haben schon genug geredet. Unsere Ideen und Forderungen müssen endlich erhört und umgesetzt werden, die vielen Diskussionen sollten endlich zum Erfolg führen. Warum trifft nicht mal ein Politiker eine Entscheidung, die an den Stellen Positives bewirkt, wo es gebraucht wird? Nutzen wir doch die 3 Millionen, um allen Klassenleitern endlich eine Entlastungsstunde zukommen zu lassen. Nutzen wir das Geld, um endlich individuelle Lebens- und Arbeitsmodelle wie Teilzeitangebote, Lebensarbeitszeitkonten anzubieten. Gebt den Schulen die 3 Millionen, damit sie eigenverantwortlich Schule gestalten können, damit Kolleginnen und Kollegen kostenlose Gesundheitsangebote nutzen können, um in einer stabilen Work-Life-Balance zu leben. Nutzen wir das Geld für die längst überfällige Wertschätzung der Pädagog*Innenarbeit mit gerechter Bezahlung. Investieren wir in junge Kolleginnen und Kollegen und bieten wir ihnen attraktive Beschäftigungsbedingungen.
Ein bisschen gesunde Schule. Ansätze wie das Betriebliche Eingliederungsmanagement oder die Nutzung von Fortbildungsangeboten über das Thüringer Schulportal sind ein Anfang und bleiben ein Alibi, wenn es nicht gelingt, dem Arbeitgeber mit seiner Fürsorgepflicht mehr abzuverlangen. Gesundes Führungsmanagement – die Grundlage für gesunde Schule.
Drei Millionen klingt viel, aber es wird nicht reichen, um „Gesunde Schule“ in allen Facetten zu gestalten. Wir als GEW haben uns dafür stark gemacht, eine Rahmendienstvereinbarung zu verabschieden. Wir setzen uns dafür ein, an den Schulämtern ein funktionierendes Netzwerk zum Gesundheitsmanagement mit Angeboten für gesundheitsfördernde Maßnahmen zu etablieren. Wir haben alle Örtlichen Personalräte zum Gesundheitsmanagement geschult und sie dazu aufgerufen, an ihren Schulen Maßnahmen einzufordern, die es allen Pädagog*Innen ermöglichen, es gesund bis zur Rente oder Pension zu schaffen. Wir bleiben als GEW dran. Es muss uns gelingen, auch in den jetzt in Gange gekommenen Verhandlungen zum Personalentwicklungskonzept das Ministerium aufzufordern, der Gesundheit der Beschäftigten an den Schulen alleroberste Priorität zukommen zu lassen. Hier ist jeder aufgefordert, sich miteinzubringen.
Her mit den drei Millionen Euro, wir werden sie sinnvoll einsetzen!